Wie realistisch sind die Notfallpläne ihrer Bank in der digitalen Welt?

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  • Posted on November 28, 2024 by Dr. Andreas Ita

Das digitale Zeitalter stellt Banken vor neue Herausforderungen. Wie die Zusammenbrüche einiger US-Banken und der Credit Suisse gezeigt haben, verlaufen Bank Runs wesentlich schneller als in der Vergangenheit. Kritische Berichte oder gar falsche Gerüchte in sozialen Medien können negative Entwicklungen verstärken und den Verlauf einer Krise beschleunigen. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Liquiditätsmanagement und die Kommunikationsstrategie von Banken in Krisenzeiten. Positiv ist, dass Banken durchaus Massnahmen ergreifen können, um sich gegen solche Gefahren zu wappnen.

Zusammen mit der Kommunikationsexpertin Annette Matzke hat sich Orbit36 Geschäftsführer Dr. Andreas Ita ein paar grundlegende Gedanken darüber gemacht, welche Lehren Schweizer Banken aus dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ziehen können. Im gemeinsamen Artikel “Soziale Medien – die neue Form des Bank Runs” zeigen die beiden erfahrenen Fachleute auf, dass ein modernes Liquiditätsmanagement schneller, flexibler und enger mit der Kommunikationsabteilung verknüpft sein muss. Traditionelle Massnahmen und Notfallpläne greifen oft zu spät – insbesondere dann, wenn Einlagen in kürzester Zeit in grossem Umfang abgezogen werden.

Selbst bei durch die sozialen Medien beschleunigten Krisen gibt es eine gewisse Vorlaufzeit. Es gilt, erste Anzeichen in den sozialen Medien zu erkennen, rasch mit kommunikativen Gegenmassnahmen zu reagieren und die im Notfall benötigte Liquidität auch innert kürzester Frist beschaffen zu können.

Im Bereich des Liquiditätsrisikomanagements sehen wir drei Hauptherausforderungen:

Beschränkte Verlässlichkeit regulatorischer Kennzahlen

Es kann für den Verwaltungsrat einer Bank verlockend sein, eine vermeintlich konservative interne Limite über der regulatorisch vorgeschriebenen Mindestanforderung anzuordnen (z.B. LCR-Limite von 120 Prozent vs. regulatorische Anforderung von 100 Prozent) und sich damit in Sicherheit zu wiegen. Zielführender wäre jedoch, sich ausführlich mit den Faktoren zu beschäftigen, die unerwartete Mittelabflüsse auslösen können. Darauf basierend sind Strategien zur Abdeckung des potenziell entstehenden Liquiditätsbedarfs abzuleiten. Die alleinige Orientierung an der regulatorischen Mindesterfordernis ist aus unserer Sicht nicht ausreichend.

Unzureichende Notfallkonzepte für abrupte Liquiditätskrisen

Üblicherweise beinhaltet das regulatorisch vorgeschriebene Liquiditätsnotfallkonzept von Banken ein mehrstufiges Eskalationsverfahren mit unterschiedlichen Handlungsoptionen. Im Falle einer durch negative Berichte in sozialen Medien ausgelösten Liquiditätskrise dürften jedoch viele der vorgesehenen Massnahmen nicht innerhalb der erforderlichen Frist Wirkung zeigen. Nicht alle Banken sind ausreichend gut vorbereitet, um in einem solchen Fall rasch auf die Engpassfinanzierungsfazilität der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zugreifen zu können. So ist dafür beispielsweise ein Zugang zum Repo-Markt erforderlich und es müssen vorgängig die zur Deckung der Mittelaufnahme erforderlichen Wertpapiere in einem separaten Depot hinterlegt werden. Die Initiative “Liquidität gegen hypothekarische Sicherheiten (LGHS)” der SNB bietet für Retailbanken neu eine Alternative, die aber ebenfalls eine umfassende Vorbereitung voraussetzt.

Operative Tücken bei der Mittelbeschaffung

Die kurzfristige Liquiditätsbeschaffung in einem Krisenfall kann mit zahlreichen operativen Herausforderungen verbunden sein, gerade weil sie im Normalfall kaum getätigt wird. Es ist deshalb wichtig, dass für den Notfall nicht nur die Entscheidungskompetenzen klar geregelt sind, sondern dass auch regelmässig kleinere Mittelaufnahmen zu Testzwecken vorgenommen werden. Dies kann im Krisenfall überlebenswichtig sein.

Fazit: Um für durch soziale Medien beschleunigte Krisen und moderne Bank Runs gewappnet zu sein, ist aus unserer Sicht eine interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend. Eine gute Vorbereitung sowie regelmässige gemeinsame Trainings aller involvierten Stellen (Kommunikation, Treasury, Geschäftsleitung und Verwaltungsrat) sind unerlässlich. Es wird sich im Krisenfall auszahlen!

Gerne unterstützen wir Sie dabei, die Notfallpläne ihrer Bank zu überarbeiten und proaktiv auf die heutigen Gegebenheiten, neuen Gefahren und kommunikativen Herausforderungen auszurichten.

Bitte kontaktieren Sie uns, um mehr darüber zu erfahren.

Den vollständigen Artikel finden Sie hier als Download:

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